Unterschied zwischen Heizöl und Diesel – was Sie unbedingt wissen müssen
Heizöl statt Diesel tanken? Keine gute Idee!
Viele glauben, dass Heizöl und Diesel identisch sind – ein gefährlicher Irrtum. Zwar ähneln sich beide Brennstoffe chemisch, doch ihre Zusammensetzung und Zweckbestimmung unterscheiden sich grundlegend. Heizöl ist für stationäre Brenneranlagen entwickelt, Diesel für Motoren mit präziser Einspritztechnik. Wer einen Dieselmotor ohne geeignete Anpassung mit Heizöl betreibt, riskiert schwerwiegende Schäden und sogar rechtliche Konsequenzen. Im Folgenden erfahren Sie alle technischen, chemischen und rechtlichen Unterschiede sowie Maßnahmen, falls Heizöl im Notfall eingesetzt werden muss.
Das Wichtigste in Kürze über Heizöl und Diesel
Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste in Kürze über Heizöl und Diesel
- Was ist der Unterschied zwischen Heizöl und Diesel?
- Chemische Unterschiede zwischen Heizöl und Diesel
- Rechtliche Aspekte bei der Nutzung von Heizöl im Motor
- Technische Risiken beim Betrieb eines Motors mit Heizöl
- Probleme durch Temperatur und Fließverhalten
- Verunreinigungen und Lagerprobleme von Heizöl
- Warum ist Heizöl im Auto verboten?
- Welche Additive machen Diesel motorfreundlicher?
- Wie erkennt man Heizölrückstände im Motor?
- Wie unterscheiden sich Lagerung und Haltbarkeit von Heizöl und Diesel?
- Was passiert chemisch bei der Verbrennung von Heizöl im Motor?
- Wann darf Heizöl im Notfall wirklich eingesetzt werden?
- Fazit
- Heizöl enthält deutlich mehr Schwefel als Diesel und ist nicht für Motoren ausgelegt.
- Diesel besitzt Additive, die Zündverhalten und Kältebeständigkeit verbessern.
- Der Einsatz von Heizöl in Fahrzeugen ist rechtlich verboten und gilt als Steuerhinterziehung.
- Heizöl kann Korrosion, Rußbildung und Ablagerungen im Motor verursachen.
- Nur in absoluten Notfällen darf Heizöl genutzt werden – mit anschließender gründlicher Wartung.
Was ist der Unterschied zwischen Heizöl und Diesel?
Heizöl enthält mehr Schwefel, keine Zündverbesserer und ist nicht für Motoren konzipiert, während Diesel strengen Normen unterliegt, Additive für Zündwilligkeit und Kältefilterung enthält und legal als Kraftstoff genutzt werden darf.
Chemische Unterschiede zwischen Heizöl und Diesel
Heizöl und Diesel stammen beide aus der Erdölraffination, unterscheiden sich jedoch in Zusammensetzung und Reinheitsgrad. Diesel enthält speziell zugesetzte Additive, die die Zündwilligkeit erhöhen und die Filtrierbarkeit bei Kälte verbessern. Heizöl hingegen besitzt eine breitere Spanne an Kohlenwasserstoffen mit unterschiedlich hohen Siedepunkten. Dadurch verbrennt es ungleichmäßiger und erzeugt mehr Rückstände.
Besonders der Schwefelgehalt ist ein entscheidendes Merkmal. Während Diesel heute nahezu schwefelfrei ist, enthält Heizöl – je nach Typ – bis zu 100-mal mehr Schwefel. Dies führt bei der Verbrennung zu schwefliger Säure, die Motorbestandteile korrodieren lässt. Zudem ist Heizöl anfälliger für Verschlammung, Wasseraufnahme und Verunreinigungen.
Tabelle: Schwefelgehalt im Vergleich
| Treibstoff | Schwefelgehalt |
|---|---|
| Diesel | < 10 mg/l („schwefelfrei“) |
| Heizöl extraleicht schwefelarm | < 50 mg/l |
| Heizöl extraleicht | < 1.000 mg/l |
Rechtliche Aspekte bei der Nutzung von Heizöl im Motor
Das Betreiben eines Fahrzeugs oder einer mobilen Maschine mit Heizöl ist in Deutschland und Österreich strafbar. Der Grund liegt in der Energiesteuer: Heizöl wird geringer besteuert, um Heizkosten niedrig zu halten. Zur Missbrauchsvermeidung wird es mit rotem Farbstoff und dem Markierstoff Solvent Yellow 124 versetzt. Beide Stoffe lassen sich zwar chemisch entfernen, doch Spuren sind jederzeit nachweisbar.
Zollfahndungen führen regelmäßig Kontrollen durch, und wer erwischt wird, begeht Steuerhinterziehung. Lediglich ortsfeste Anlagen – etwa Notstromgeneratoren oder landwirtschaftliche Maschinen – dürfen nach Bewilligung durch das zuständige Zollamt Heizöl nutzen. Wer Heizöl legal einsetzen möchte, sollte daher vorab eine schriftliche Genehmigung einholen.
Technische Risiken beim Betrieb eines Motors mit Heizöl
Der Einsatz von Heizöl im Dieselmotor kann erhebliche technische Probleme verursachen. Moderne Motoren mit Common-Rail-Systemen arbeiten mit Einspritzdrücken über 1.000 bar und reagieren äußerst empfindlich auf Treibstoffschwankungen. Durch die geringere Zündwilligkeit und das Fehlen bestimmter Additive kann es zu unvollständiger Verbrennung kommen. Das führt zu starker Rußbildung, Ablagerungen an Kolbenringen und Ventilen sowie zu übermäßig schwarzem, dickflüssigem Motoröl.
Die Folge ist erhöhter Verschleiß bis hin zu Motorschäden. Besonders kritisch sind die sauren Verbrennungsrückstände durch den hohen Schwefelgehalt, die das Öl chemisch zersetzen und Metallteile angreifen. Wer Heizöl einsetzen muss, sollte Ölwechselintervalle deutlich verkürzen und regelmäßig Ölanalysen durchführen.
Probleme durch Temperatur und Fließverhalten
Heizöl verhält sich bei niedrigen Temperaturen völlig anders als Diesel. Schon bei +5 °C bilden sich Paraffinkristalle, die Leitungen und Filter verstopfen können. Bei etwa -10 °C ist Heizöl nicht mehr filtrierbar. Diesel hingegen wird im Winter mit Fließverbesserern und Kerosin gemischt, um auch bei -22 °C einsatzfähig zu bleiben. Wird Heizöl bei Kälte verwendet, droht eine Unterbrechung der Kraftstoffzufuhr.
Zudem darf Heizöl keinesfalls mit Benzin gemischt werden, da dies die Schmierung der Einspritzpumpe beeinträchtigt. Abhilfe schaffen beheizte Filtersysteme oder spezielle Additive, wie LIQUI MOLY® Diesel Fließ-Fit K. Dennoch bleibt Diesel die deutlich zuverlässigere Option bei winterlichen Bedingungen.
Verunreinigungen und Lagerprobleme von Heizöl
Heizöl kann durch lange Lagerung oder verschmutzte Tanks mit Schwebstoffen, Wasser oder Bakterien belastet sein. Besonders problematisch ist die sogenannte Dieselpest – ein mikrobieller Befall, der Biofilme und Säuren bildet. Diese setzen sich in Schläuchen, Filtern und Pumpen ab und beeinträchtigen die Kraftstoffqualität massiv. Regelmäßiges Entwässern und Reinigen des Tanks ist daher Pflicht.
Bei Heizöl empfiehlt sich zudem der Einsatz von Biozid-Additiven, um Bakterienwachstum zu verhindern. Diesel enthält standardmäßig bis zu 7 % Biodiesel (B7) und ist nur rund sechs Monate lagerstabil. Danach droht ebenfalls mikrobieller Bewuchs. Premium-Diesel ohne Biodieselanteil (B0) wie OMV SADK oder Shell V-Power kann hingegen bis zu 24 Monate sicher gelagert werden.
Warum ist Heizöl im Auto verboten?
Heizöl unterliegt in Deutschland der Energiesteuer, die deutlich niedriger ist als die für Diesel. Dadurch wäre sein Einsatz im Straßenverkehr eine Steuerhinterziehung, auch wenn die chemische Zusammensetzung ähnlich ist. Um Missbrauch zu verhindern, wird Heizöl mit einem roten Farbstoff und dem Markierstoff Solvent Yellow 124 versehen, die selbst in geringsten Mengen nachweisbar bleiben. Zollbehörden führen regelmäßig Kontrollen an Tankstellen und in Betrieben durch, um illegalen Heizöleinsatz aufzudecken.
Wird ein Fahrzeug mit Heizöl erwischt, drohen hohe Bußgelder, Nachzahlungen und sogar strafrechtliche Konsequenzen. Zudem kann die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs erlöschen. Der rechtliche Hintergrund zeigt klar: Heizöl ist kein alternativer Kraftstoff, sondern ausschließlich für Heizungsanlagen zugelassen.
Welche Additive machen Diesel motorfreundlicher?
Diesel enthält eine Vielzahl von Additiven, die seine Leistungsfähigkeit und Lebensdauer verbessern. Dazu gehören Zündverbesserer, die die Cetanzahl erhöhen und das Startverhalten optimieren. Weitere Additive verhindern Korrosion, reduzieren Schaumbildung beim Tanken und halten Einspritzdüsen sauber. Besonders wichtig sind sogenannte Fließverbesserer, die Paraffinkristallbildung bei Kälte verhindern und somit die Filtrierbarkeit erhalten.
Hochwertige Premium-Diesel enthalten zudem Reinigungsadditive, die Ablagerungen im Brennraum verhindern und den Kraftstoffverbrauch senken. Heizöl hingegen enthält keine dieser Zusätze, was seine Verwendung in modernen Common-Rail-Systemen extrem riskant macht. Ohne Additivschutz kann es schnell zu Ablagerungen und Leistungsverlusten kommen.
Wie erkennt man Heizölrückstände im Motor?
Heizölrückstände lassen sich an mehreren typischen Symptomen erkennen. Dazu zählen verrußte Einspritzdüsen, dunkles, zähes Motoröl und Leistungsverluste beim Beschleunigen. Auch ein unruhiger Leerlauf und erhöhter Verbrauch sind deutliche Anzeichen. Der Schwefelgehalt im Heizöl führt bei der Verbrennung zu schwefliger Säure, die metallische Bauteile angreift und Dichtungen zersetzt.
Werkstätten können durch Ölanalyse und Abgasdiagnose Rückstände nachweisen. Nach dem Einsatz von Heizöl sollten immer Filter, Leitungen und Tank gereinigt werden. Anschließend ist ein kompletter Ölwechsel Pflicht, um weitere Korrosionsschäden zu verhindern. Wer diese Wartungsmaßnahmen ignoriert, riskiert teure Folgeschäden am Einspritzsystem.
Wie unterscheiden sich Lagerung und Haltbarkeit von Heizöl und Diesel?
Heizöl kann bei sachgerechter Lagerung bis zu zehn Jahre haltbar sein, während Diesel nur sechs bis zwölf Monate lagerstabil bleibt. Der Unterschied liegt in der Zusammensetzung: Diesel enthält meist bis zu sieben Prozent Biodiesel (B7), der Feuchtigkeit bindet und Mikroorganismen Nährboden bietet. Heizöl enthält kaum Biodiesel, ist dafür aber anfälliger für Schmutz, Kondenswasser und Alterungsrückstände.
Beide Kraftstoffe sollten kühl, dunkel und luftdicht gelagert werden, idealerweise in Tanks aus Stahl oder doppelwandigem Kunststoff. Regelmäßige Tankinspektionen und die Nutzung von Biozid-Additiven verhindern mikrobiellen Befall („Dieselpest“). Wer Diesel langfristig lagern möchte, sollte Premiumsorten ohne Biodieselanteil (B0) bevorzugen.
Was passiert chemisch bei der Verbrennung von Heizöl im Motor?
Bei der Verbrennung von Heizöl im Motor kommt es zu unvollständiger Zündung, da die Cetanzahl niedriger ist als bei Diesel. Dadurch entstehen Ruß, Kohlenmonoxid und unverbrannte Kohlenwasserstoffe. Der hohe Schwefelgehalt reagiert mit Sauerstoff zu Schwefeldioxid, das sich in Verbindung mit Wasser zu schwefliger Säure umwandelt.
Diese Säure greift Kolben, Ventile und Einspritzpumpen an und verkürzt die Lebensdauer des Motors drastisch. Hinzu kommen Ablagerungen, die die Luftzufuhr behindern und den Abgasrückführungsfilter verstopfen. Bei häufigem Heizöleinsatz kann der Partikelfilter versagen, was zu erhöhtem Schadstoffausstoß führt. Deshalb ist Heizöl technisch und ökologisch keine geeignete Alternative zu Diesel.
Wann darf Heizöl im Notfall wirklich eingesetzt werden?
Heizöl darf nur in absoluten Ausnahmesituationen genutzt werden – etwa bei einem Diesel-Engpass oder Versorgungsnotstand. Der Fahrer muss dabei nachweisen können, dass kein Diesel verfügbar war und der Betrieb sicherheitsrelevant war (z. B. Notstromversorgung, Rettungsfahrzeug). Nach dem Einsatz ist eine vollständige Reinigung des Tanks und ein Ölwechsel zwingend erforderlich.
Zudem sollte die Einspritzanlage überprüft und gegebenenfalls gespült werden. Fachbetriebe raten, den Motor anschließend mindestens zwei Stunden mit schwefelfreiem Diesel laufen zu lassen, um Rückstände zu entfernen. Eine Meldung an das zuständige Zollamt kann helfen, rechtliche Konflikte zu vermeiden. Der Notbetrieb mit Heizöl ist somit eine Ausnahme – keine reguläre Betriebsart.
Fazit
Diesel und Heizöl sind zwar chemisch verwandt, erfüllen jedoch völlig unterschiedliche Anforderungen. Diesel ist genormt, additiviert und sicher für Motoren – Heizöl dagegen nur für Heizsysteme gedacht. Der höhere Schwefelgehalt, fehlende Additive und rechtliche Einschränkungen machen Heizöl für Motoren riskant. Nur im äußersten Notfall und mit anschließender Wartung ist der Einsatz vertretbar. Wer langfristig Schäden und Strafen vermeiden will, bleibt beim geprüften Diesel oder greift zu Premiumsorten mit längerer Haltbarkeit.
Quelle:
https://media.rotek.at/aalg/gen/KnowHow_Motorbetrieb-mit-Heizoel_de.pdf
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