Kamin nachträglich einbauen: Geht das wirklich in jedem Haus?
Ja, ein Kamin kann in den meisten Gebäuden auch nachträglich eingebaut werden – unabhängig davon, ob es sich um einen Altbau, Neubau oder ein Mietobjekt handelt. Entscheidend sind die baulichen Voraussetzungen, die Wahl des richtigen Schornsteinsystems und die gesetzlich vorgeschriebene Abnahme durch den Schornsteinfeger.
Das Wichtigste in Kürze:
Inhaltsverzeichnis
- Welche baulichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
- Was ist bei Mietwohnungen und Niedrigenergiehäusern zu beachten?
- Welche rechtlichen Vorschriften gelten für den Kamineinbau?
- Welche Schornsteinlösungen gibt es für den nachträglichen Einbau?
- Welche Kaminarten sind geeignet?
- Wie läuft der nachträgliche Kamineinbau ab?
- Welche Kosten entstehen beim Kamineinbau?
- Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
- Welche Fehler sollten beim Kamineinbau vermieden werden?
- Schritt-für-Schritt-Checkliste für den Kamineinbau
- Fazit: Lohnt sich der nachträgliche Kamineinbau?
- Ein nachträglicher Kamineinbau ist fast überall möglich, auch ohne vorhandenen Schornstein.
- Der häufigste Nachrüstweg ist ein außenliegender Edelstahlschornstein.
- Der Schornsteinfeger muss vor dem Einbau konsultiert und nach Abschluss alles abgenommen werden.
- Brandschutzabstände und gesetzliche Vorgaben sind strikt einzuhalten.
- Förderungen und Steuererleichterungen können die Investition abfedern.
Welche baulichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Ein funktionierender Schornsteinanschluss ist zwingend erforderlich. Falls keiner vorhanden ist, kann ein Edelstahlschornstein außen oder ein Leichtbauschornstein innen nachgerüstet werden. Der Kamin selbst muss auf einem feuerfesten Untergrund stehen – auf Holzböden ist eine Funkenschutzplatte aus Glas oder Metall Pflicht.
Gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstände:
Bereich | Mindestabstand |
---|---|
Feueröffnung nach vorne | 50 cm |
Seitlich zum Bodenbelag | 30 cm |
Zu massiven Wänden oder Decken | 20 cm |
Zu brennbaren Wandverkleidungen | 45 cm |
Zu Möbeln | 80 cm |
Hinweis: In Gebäuden mit kontrollierter Wohnraumlüftung oder hoher Luftdichtheit ist ein externer Zuluftanschluss erforderlich, um Unterdruck zu vermeiden.
Was ist bei Mietwohnungen und Niedrigenergiehäusern zu beachten?
Mieter dürfen einen Kamin nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Vermieters installieren. In energieeffizienten Gebäuden nach GEG-Standard (Gebäudeenergiegesetz) ist eine kontrollierte Verbrennungsluftzufuhr nötig, häufig über einen Luft-Abgas-Schornstein (LAS-System).
Welche rechtlichen Vorschriften gelten für den Kamineinbau?
Die 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (1. BImSchV) regelt die Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid. Je nach Gerätetyp, Baujahr und Betrieb dürfen bestimmte Emissionswerte nicht überschritten werden. Ein zertifizierter Schornsteinfeger muss die Feuerstätte vor der ersten Inbetriebnahme abnehmen. Diese Abnahme ist gesetzlich vorgeschrieben.
Weitere rechtliche Aspekte:
- Außenschornsteine können eine Baugenehmigung erfordern.
- In denkmalgeschützten Gebäuden ist eine Abstimmung mit der Denkmalbehörde notwendig.
- Bei Neubauten greifen zusätzlich die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG).
Welche Schornsteinlösungen gibt es für den nachträglichen Einbau?
Schornsteinart | Eigenschaften |
---|---|
Edelstahl-Außenschornstein | Doppelt isoliert, preiswert, flexibel, wandseitig montierbar |
Innenliegender Schacht | Höherer Aufwand, geeignet bei Neubau oder umfassender Sanierung |
Leichtbauschornstein | Modular, platzsparend, vor allem bei Neubauten oder Dachausbauten sinnvoll |
Die genaue Dimensionierung (Querschnitt, Länge, Materialien) wird durch den Schornsteinfeger bestimmt und muss zur Leistung des Ofens passen.
Welche Kaminarten sind geeignet?
🔥 Kaminofen
- Vorteile: Einfache Nachrüstung, günstige Anschaffung (ab 800 €), schnell betriebsbereit
- Nachteile: Geringe Wärmespeicherung, häufiges Nachlegen notwendig
🔥 Kachelofen
- Vorteile: Hohe Wärmespeicherfähigkeit, ideal für Dauerbetrieb
- Nachteile: Teuer (5.000–10.000 €), aufwendiger Einbau, großer Platzbedarf
🔥 Offener Kamin
- Vorteile: Maximales Feuererlebnis, ästhetisch ansprechend
- Nachteile: Geringer Wirkungsgrad, hoher Holzverbrauch, häufig nur mit Glastür erlaubt
Moderne Modelle erfüllen die BImSchV-Vorgaben und verfügen häufig über automatische Luftregulierung, Wärmespeicherkeramik oder wasserführende Technik für Heizungsintegration.
Wie läuft der nachträgliche Kamineinbau ab?
- Beratung durch den Schornsteinfeger: Prüfung von Standort, Schornstein, Luftversorgung
- Modellwahl: Passend zur Raumgröße und Heizleistung
- Schornsteinplanung: Innen- oder Außenschornstein, Dimensionierung
- Genehmigungen: Ggf. Bauantrag, Brandschutzabnahme
- Installation durch Fachbetrieb: Ofenmontage, Schornsteinanschluss
- Endabnahme durch den Schornsteinfeger: Prüfung auf Sicherheit und Emissionen
- Inbetriebnahme: Nach Freigabe durch den Schornsteinfeger
Zeitrahmen:
Zwischen Erstberatung und Betriebsfreigabe vergehen in der Regel 2 bis 4 Wochen, abhängig von Lieferzeit und baulichem Aufwand.
Welche Kosten entstehen beim Kamineinbau?
Kostenpunkt | Preisrahmen |
---|---|
Kaminofen | 800 – 3.000 € |
Edelstahlschornstein (außen) | 1.000 – 2.500 € |
Montage und Anschluss | 500 – 1.500 € |
Schornsteinfeger/Abnahme | 150 – 300 € |
Kachelofen oder gemauerter Kamin | 5.000 – 10.000 € |
Zusätzliche Kosten entstehen durch statische Maßnahmen, Wanddurchbrüche oder spezielle Brandschutzanforderungen.
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert wasserführende Kamine, wenn sie zur Heizungsunterstützung beitragen. Förderhöhe und Bedingungen variieren je nach Bundesland und Gerätetyp. Zusätzlich sind 20 % der Lohnkosten für Handwerker steuerlich absetzbar, wenn diese per Überweisung bezahlt werden (§35a EStG).
Tipp: Vor dem Einbau unbedingt Förderprogramme der KfW, BAFA oder Landesbanken prüfen und Beratung durch Steuerberater in Anspruch nehmen.
Welche Fehler sollten beim Kamineinbau vermieden werden?
- Falsche Schornsteinplanung: Unzureichender Zug kann zu schlechter Verbrennung führen.
- Missachtung gesetzlicher Abstände: Erhöhtes Brandrisiko, Bußgelder möglich.
- Keine Schornsteinfegerberatung: Die Abnahme ist gesetzlich Pflicht und verhindert Folgekosten.
- Ungeeignetes Ofenmodell: Überdimensionierung führt zu ineffizientem Betrieb.
- Fehlende Genehmigungen: Kann Rückbau oder Nutzungsausschluss zur Folge haben.
Schritt-für-Schritt-Checkliste für den Kamineinbau
✅ Schornsteinfeger vor Ort konsultieren
✅ Kaminart und Ofenmodell auswählen
✅ Schornsteinlösung (innen/außen) planen
✅ Genehmigungen prüfen und ggf. einholen
✅ Montage durch Fachfirma
✅ Endabnahme durch Schornsteinfeger
✅ Sicher heizen und gemütliche Wärme genießen
Fazit: Lohnt sich der nachträgliche Kamineinbau?
Ja – bei fachgerechter Planung und Ausführung bietet ein Kamin spürbare Vorteile: Er senkt Heizkosten, steigert den Wohnkomfort und erhöht den Immobilienwert. Besonders flexible Lösungen wie Außen-Edelstahlschornsteine machen den nachträglichen Einbau nahezu überall möglich. Wer Fördermittel nutzt und auf gesetzliche Vorgaben achtet, profitiert doppelt: durch Effizienz und Einsparung.
Quelle: https://handwerkerwissen.com/renovieren/kamin-nachtraeglich-einbauen-so-klappts-wirklich/